Göllheims Europaweite Freundschaften

Zur Kultur eines Ortes gehört auch das Knüpfen und Erhalten von internationalen Beziehungen und Partnerschaften. Göllheim pflegt Freundschaften zu zwei anderen Gemeinden in Frankreich und Italien. 
Die Partnerschaft mit La Clayette im Burgund in Frankreich besteht bereits seit 1977, 1990 kam eine weitere Partnerschaft mit Marano Equo im italienischen Latium dazu. 

La Clayette 

La Clayette liegt 630 km von Göllheim entfernt im äußersten Süden der rheinland-pfälzischen Partnerregion Burgund, ca. 60 Kilometer westlich von Maçon. Sie ist mit 2188 Einwohner der Zentralort des „Pays Clayettois“. Das Stadtbild des Ortes wird von der mächtigen, in einem See gelegenen Schlossanlage geprägt. Bekannt ist der Ort auch für seine Pferdezucht sowie die sehr originellen und sehenswerten Pflanzeninstallationen.

Weitere Informationen gibt es bei der Gemeinde La Clayette:
 
 Comité de jumelage du canton de la Clayette
 Mairie
 71800 La Clayett
 [email protected]
mairie-laclayette.fr

Marano Equo

Marano Equo liegt 1270 km von Göllheim entfernt im Tal des Aniene und gehört zur Provinz Rom. Der kleine Ort hat 850 Einwohner und blickt auf eine lange und sehr reiche Geschichte zurück, die besonders durch die Nähe zur italienischen Hauptstadt, die nur 63 Kilometer entfernt liegt, geprägt ist. Das bedeutendste Fest der Gemeinde wird im Februar gefeiert und ist San Biagio (dem Heiligen Blasius) gewidmet. 

Weitere Informationen gibt es bei der Gemeinde Marano Equo:

Comitato di Gemellaggio
 1 Piazza del Municipio
 00020 Marano Equo
 [email protected]
comunemaranoequo.gov.it 


 

Noch mehr Informationen zu den Parterschaften gibt es beim Freundeskreis Marano Equo – La Clayette, deren 1. Vorsitzende Rita Stabel gerne Auskunft gibt. Sie ist telefonisch unter 06351 8101 erreichbar. 

Mehr als nur Kontakte unter Politikern

 Partnerschaft mit La Clayette besteht 40 Jahre 
Persönliche Gedanken einer Teilnehmerin der (fast) ersten Stunde 

Im Jahr 2017 wurde in Göllheim das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft mit La Clayette gefeiert. Rita Stabel, die Vorsitzende des Freundschaftskreises, war durch ihre Eltern und Geschwister schon als Kind im Freundeskreis aktiv und hat einen sehr persönlichen Rückblick verfasst, der damals in der RHEINPFALZ  veröffentlicht wurde: 
 
1977 ist das Jahr der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde zwischen Göllheim und La Clayette – und auch das Geburtsjahr des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron, auf dem jetzt die Hoffnungen ganz Europas ruhen. 
Für Europa hat Frankreich sich schon vor mehr als 70 Jahren ausgesprochen. Beschränkte sich am Anfang die deutsch-französischen Zusammenarbeit auf die politische und wirtschaftliche Ebene, erkannten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer bald, dass die Bevölkerung in den Aussöhnungsprozess einbezogen werden musste. Es folgten der Elysee-Vertrag im Januar 1963 und die Gründung des Deutsch-französischen Jugendwerks im Juli 1963. Allerdings kann eine Versöhnung nicht von Politikern am grünen Tisch angeordnet werden. Versöhnung kann nur über Kennenlernen und gegenseitigen Respekt und Akzeptanz geschehen und dies wiederum nur in persönlichen Begegnungen. Eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen boten da Schüleraustausche und Städtepartnerschaften. 
Dies dachten sich auch die Gründungsväter der Partnerschaft zwischen Göllheim und La Clayette, Hans Appel und Jean Garmier, als sie die Partnerschaftsurkunde unterzeichneten. Bereits ein Jahr zuvor hatte der erste Schüleraustausch zwischen der Gutenbergschule und dem Collège Les Bruyères stattgefunden. Dieser wurde eine wichtige Säule der neuen Partnerschaft. Auch von den Vereinen wurden zahlreiche Begegnungen organisiert, sei es der gegenseitige Besuch von Fußballmannschaften, sportliche Wettkämpfe oder Auftritte von Musikverein und Chören. Besonderes Engagement zeigte der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises, Gérard Graf, unter anderem bei der Planung und Organisation eines Partnerschaftslaufes und einer Radtour von Göllheim ins 600 Kilometer entfernte La Clayette. Auch zahlreiche private Treffen und Freundschaften entwickelten sich in diesen 40 Jahren. 
Meine erste Begegnung mit unserer Partnergemeinde hatte ich im Jahr 1978. Als Sechsjährige fuhr ich zum ersten Mal mit meinen Eltern nach La Clayette. Wir besuchten dort meine große Schwester Sigrid, die mit dem Schüleraustausch 14 Tage dort verbrachte. Ihre Austauschpartnerin hatte auch eine kleine Schwester in meinem Alter. Ich erinnere mich noch, dass wir gemeinsam im Hinterhof spielten und nebeneinander auf der Treppe saßen und uns mit „Händ un Fieß“ verständigten. Dies war meine erste Bekanntschaft mit französischen Kindern. Meine Eltern hatten schon ein paar Kontakte geknüpft – auch ohne Sprachkenntnisse. In den Folgejahren nahmen meine anderen Geschwister ebenfalls am Schüleraustausch teil, und ich wuchs damit auf, dass jedes Jahr ein oder zwei französische Austauschschüler bei uns zu Gast waren. Diese Begegnungen und auch die positive Einstellung meiner Eltern zur Partnerschaft prägten mich.
1983 war ich dann auch an der Reihe und durfte nach La Clayette. Meine Gastfamilie hatte eine Bäckerei mit einem kleinen Bistro, und meine Austauschpartnerin hatte noch zehn Geschwister. Es war für mich der erste Auslandsaufenthalt allein ohne Familie, und ich hatte das ein oder andere Mal mit Heimweh zu kämpfen. Aber trotz des Heimwehs fuhr ich auch im nächsten Jahr wieder mit. Mittlerweile lernte ich in der Realschule Eisenberg französisch. Bei einem dreimonatigen Au-pair-Aufenthalt 1992 bei der Familie des damaligen Bürgermeisters André Chassort lernte ich Land, Leute und Sprache besser kennen und lieben. Das kleine Städtchen La Clayette wurde für mich zur zweiten Heimat. 
Aus dieser Erfahrung heraus engagiere ich mich seit über 20 Jahren im Freundeskreis und versuche die Begeisterung für dieses Land und für das vereinte Europa weiterzugeben. Leider ist dies in den letzten Jahren nicht leichter geworden, da für viele Jugendliche und Erwachsene das grenzenlose Europa schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Für viele Schüler ist es nicht mehr reizvoll, nach Frankreich zu fahren – unsere globalisierte Welt ist kleiner geworden, im Urlaub geht es per Flugzeug in die weite Welt. Auch unsere französischen Freunde kämpfen mit diesen und anderen Problemen. Es gibt im Collège nur noch wenige Schüler, die Deutsch lernen wollen, und nach ihrem Schulabschluss geht’s oftmals zum Studium oder zum Arbeiten in die nächsten Ballungszentren und Großstädte. 
Dennoch wurde mit Marano Equo im Jahr 1991 eine Gemeinde aus dem italienischen Latium in den Bund aufgenommen, und der italienische Esprit gab der Partnerschaft neuen Schwung. Es folgten gegenseitige Besuche und unvergessene Konzerte mit der Banda „Don Giuseppe del Sol“ und dem Chor „Nuova Chorale“. 

Um auch weiterhin Jugendliche für die Partnerschaft und die europäische Idee zu begeistern, organisierten der Freundeskreis und die Partnerschaftskomitees aus La Clayette und Marano Equo abwechselnd mehrere Jugendbegegnungen. Im vergangenen Jahr nahm ich mit einer Gruppe Göllheimer am Europäischen Jugendparlament in Straßburg teil. Gemeinsam mit Jugendlichen aus den Partnergemeinden besuchten wir das Europäische Parlament und nahmen an Diskussionen teil. Besondere Augenblicke waren die Abende in der Straßburger Altstadt. Zu sehen, wie Jugendliche und junge Erwachsene aus drei Nationen miteinander kommunizieren und feiern, gibt mir Hoffnung, dass sich mein Engagement für ein geeintes Europa lohnen wird. 
Ein weiteres Hoffnungszeichen ist die Tatsache, dass die Partnerschafts-vorsitzenden Loic Alloin in La Clayette und Maira Tozzi in Marano Equo beide noch keine 30 Jahre alt sind. Dieser Jugend gegenüber wäre es nicht fair, wieder in ein Europa des gegenseitigen Misstrauens zu verfallen und die Schranken wieder zu schließen. Dieser Jugend müssen wir die gleiche Möglichkeit geben, in Frieden und Freiheit zu leben, und dies geht nur in einem geeinten Europa.