KunstWegeKunst -
Die Kunst in Göllheim
Eine Vielzahl von Kunstwerken schmückt im Ort den öffentlichen Raum und macht Göllheim so zu einem wirklich sehenswerten Dorf.
Die Werke sind bei verschiedenen Gelegenheiten entstanden und lassen sich besonders gut auf einem Rundgang durch den Ort erkunden. Die beiden auffälligsten Arbeiten sind sicher die „Krone“ von Uli Lamp am Kreisel und der „Sproß“ von Rüdiger Krenkel am Dreisener Tor. Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken: Die elf im ganzen Ort verteilten, zarten Mosaike von Tanja Lebski beispielsweise oder das „Mohnfeld“ von Helga Kellerer am Neuen Marktplatz.
Im Jahr 2003 feierte der Kunstförderverein Donnersbergkreis sein 20jähriges Bestehen mit verschiedensten Veranstaltungen zum Thema „Heimat“. Höhepunkt dieser Veranstaltungen war ein Bildhauersymposium in Göllheim, bei dem sechs Werke entstanden:
„Sproß“ von Rüdiger Krenkel am Dreisener Tor, Stahl, 2003.
Heimat ist ein Ort, dessen Energiefeld für mich geeignet scheint, mit ihm in Resonanz zu treten, schöpferisch Wurzeln zu schlagen und diese zu einem fruchtbaren Gedeihen zu führen.
Nach einer längeren Erkundungstour durch Göllheim war es die Freifläche vor dem Dreisener Tor, die zwischen ausweichender Hauptverkehrsführung und beengter Toröffnung in einem ungeahnten Spannungsfeld zu schlummern schien. Aus dieser Situation, wie auch aus der Form beziehungsweise dem umschriebenen Raum des Torbogens entstand eine Arbeit mit Ansatz zu vielerlei Assoziationen.
Skorpionschwanz oder Ritterrüstung liegen nahe. Dieses Gebilde verkörpert jedoch auch den lebendigen Zustand des Wachsens und Gedeihens. Ein Keimling, oder eben ein „Spross“. So entstand die Plastik in einem Kraftakt von nur zwei Wochen mit den Helfern Blechschere, Blechbiegerolle, Gabelstapler, Kran, Winkelschleifer und Schweißgerät in einer kleinen Halle mitten im Zementwerk.
„Donnersberger Netsuke“ von Wolfgang Seipenbusch in der Freiherr-vom-Stein-Straße, Sandstein, 2003.
Heimat – Wahlheimat. Dem Donnersbergkreis habe ich mich anvertraut. Der dicke, alte Berg hat in Jahrtausenden massenhaft menschlichen Unfug gesehen, ohne je seine buddhagleiche Gelassenheit zu verlieren.
Trotz der teileweise nervigen Forderungen der „Wildwutz“ (also Kirchheimbolanden) im Nacken wurde dies „unser“ Ort. Man mag ihn allzeit wie eine Netsuke, einen zierenden Gürtelknauf, tragen, an den man vielerlei hängt.
„Ausblick“ von Wolf Münninghoff vor der Verbandsgemeindeverwaltung, Sandstein, 2003.
Das Wort „Heimat“ ist für mich in erster Linie ein abstrakter Begriff. Ich denke dabei an so etwas wie die „innere Heimat“, die mir wichtiger ist als die äußere Heimat. Erst in unserer Zeit der Migration spielt diese Trennung eine Rolle, denn die innere Heimat kann ich nicht so schnell verlieren wie die Äußere. „Heimat“ beinhaltet für mich auf jeden Fall Verwurzelung. Meine persönlichen Wurzeln sind das Resultat ganz verschiedener Prägungen. Dabei interessiert mich auch der zeitliche Aspekt, denn Wurzeln-schlagen ist ein fortlaufender Prozess. Meine innere Heimat verändert sich mit Lebensabschnitten und Stationen. Woher komme ich und wohin gehe ich? So gesehen wird Heimat zu einem Kontinuum, einem in Sediment abgelagerten Konglomerat aus Eindrücken und Einlassungen. „Heimat“ bedeutet auch Veränderung. Diese Idee findet ihre gestalterische Umsetzung in der Montage mehrerer Steinplatten, die als Schichten angeordnet sind. Entstanden ist ein Spannungsfeld von Kontinuität und Brüchen, Geschlossenheit und Offenheit. Wichtig ist mir der „Ausblick“, zum dem die Durchbrechungen des Steins auffordern: Heimat ist für mich nicht alleine Vergangenheit. Die Vorstellung eines kontinuierlichen Prozesses beinhaltet zwangsläufig auch alles Zukünftige. Ohne Gestaltungswillen und Bereitschaft für Veränderung kann Heimat nicht funktionieren. Ohne Bewusstsein für Vergangenheit und die eigenen Wurzeln kann aber auch die Gestaltung von Zukunft nicht gelingen.
„Weltengesicht“ von Uli Lamp
vor dem Haus Gylnheim, Sandstein, 2003.
„Der Mensch ist ein Fremder- fast überall“
Die Frage stellt sich: „Ist der Mensch nur in seiner Heimat, in seinen klar begrenzten räumlichen Bezügen ein ‚Beheimateter‘, ein ‚Einheimischer‘, wo er sein ‚Zuhause‘ gefunden, sein Haus bestellt hat?
Fragen in einer Zeit, in der Grenzen fallen, des Vereinigten Europas, der Globalisierung, des flexiblen und mobilen Menschen, Fragen, die sich schlüssig wohl nicht beantworten lassen – oder bedarf es einer Neudefinition des Heimatbegriffes?
„Du findest die Heimat in Dir – oder Du findest sie nirgendwo!“
Meine Skulptur „Weltengesicht“ will einen Menschen darstellen, mit Zügen verschiedener Ethnien. Er lässt sich nicht eindeutig zuordnen, löst Grenzen auf und definiert Raum neu. Hat er somit auch seine Heimat verloren?
„Kaleidoskop der Erinnerungen“
von Bruno Weigand vor dem Haus Gylnheim, Sandstein, 2003.
Die Bildstele mit bruchstückhaften Bilddarstellungen der Göllheimer Ortsgeschichte, aus rotem Pfälzer Sandstein, bekrönt mit einer überdimensionalen „Saubeere“ (Birne) soll als Anregung zum Erinnern und Erzählen der Göllheimer Ortsgeschichte dienen.
„Zuneigung – oder Heimat ist da wo die Liebe wohnt“ von Uta Schade im Garten der Begegnungen, Sandstein 2003.
Heimat ist ein vielgestaltiger Begriff. Für mich persönlich und ganz konkret ist Heimat unweigerlich mit Menschen verbunden. Die innere, tiefe Verbundenheit, sowie eine gewisse Seelenverwandtschaft und nicht zuletzt die Liebe sind ausschlaggebend. Um all dies zu umschließen, habe ich ganz bewusst zwei Umrissfiguren, eine Frau und einen Mann, in der Silhouette geschaffen, die sich einander zuneigen. Dazwischen bleibt „Freiraum“ und doch gleichzeitig Nähe durch das Einander-Zuneigen beziehungsweise Aufeinander-Zugehen. Die Ausschließlichkeit dieser Heimat spielt keine Rolle, denn „Heimat ist da, wo die Liebe wohnt“.
Ein zweites Symposium 2007 stand unter dem Motto „Blickachsen“. Unter diesen Begriff positionierte man Skulpturen im öffentlichen Raum so, dass sie mit einander im Dialog stehen. Alle acht Kunstwerke sind im alten Ortskern aufgestellt und lassen sich bei einem kleinen Rundgang wunderbar erkunden.
„Mohnfeld“ von Helga Kellerer
am Neuen Marktplatz, Stahl, 2007.
Auf übereinanderliegenden rostenden Stahlplatten gruppieren sich 24 Teile, Baustahlstangen mit kantig aus Blech geschnittenen „Köpfen“ in unterschiedlichen Höhen.
Rot und Grün, spielerisch und leicht. Ein Gegensatz zum nüchternen Material Stahl.
„Roter Rahmen“ von Motz Tietze in der Freiherr-vom-Stein-Straße, Stahl, 2007.
Meine Arbeit setzt sich mit Ordnung und Chaos und deren Wahrnehmung in Alltag und Leben auseinander. Die Ordnung benötigt das Chaos und aus der Unordnung wächst ein System der Ordnung, das ich in Holz und Stahl bearbeite.
„Bote“ von Wolf Münninghoff
bei der evangelischen Kirche am Alten Marktplatz, Sandstein, 2007.
Den schönen, geschützten Platz zwischen evangelischer Kirche und Altem Rathaus bekam ich, weil ich von Anfang an einen Engel machen wollte. Alle waren sich einig, dass dies der passende Platz dafür sei.
Engel stehen für unsere Sehnsucht nach einer Wahrheit jenseits unserer materiellen Welt. Viele glauben daran, die wenigsten wissen, wie Engel aussehen. Sie erscheinen in unterschiedlichster Form, wenn sie aus ihrer Welt in unsere treten. Bei der Darstellung in Stein interessiert mich genau dieser Moment des In-Erscheinung-Tretens. Deshalb bleibt die Darstellung schemenhaft. Der Ausdruck konzentriert sich in den Gesichtern.
Der Krümmung des Steins entsprechend schaut das eine Gesicht nach oben, das andere nach unten. In der Seitenansicht entsteht durch diese beiden Blickrichtungen eine diagonale Blickachse, die die Boten-Funktion der Engel anschaulich macht. Engel sind die Boten zwischen jener und unserer Welt, zwischen Himmel und Erde, Gott und uns Menschen.
„Jongleur – Noch sind nicht alle Würfel gefallen“ von Uli Lamp am Alten Marktplatz, Stahl, 2007.
Ein ca. drei Meter großer Mensch aus Stahl baut sich mitten in der Einfahrt zum Parkplatz auf, teilt den Verkehr und scheint manchem wohl nur als Hindernis für „freie Fahrt für freie Bürger“.
Aber genau da setzt die künstlerische Wirkung dieser Arbeit an. Sie will „Stolper-Stein und Denkmal“ sein, um – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick –„eingefahrene Wege“ zu verlassen und Zusammenhänge kritisch zu reflektieren.
Die zweite Funktion dieser Plastik ist die Gliederung des öffentlichen Raumes. Sie ist eine Zäsur in der weit aufgerissenen Einfahrt und stellt damit den Rhythmus der dörflichen Struktur wieder her.
Formal knüpft die Arbeit an die auf dem Parkplatz und um die Kirche verstreuten Sandsteinwürfel an, stellt Verbindungen mit den bestehenden Elementen her und gibt ihnen damit Bedeutung.
Der „Jongleur“, so der Titel, ist auch etwas augenzwinkernd gemeint. Der, der mit den Dingen spielt, der Gaukler, der Artist, der beim Jonglieren die Schwerkraft vergessen lässt – doch packt er zu viel auf, findet er sich schnell auf dem „Boden der Realität“ wieder. Aber – „noch sind nicht alle Würfel gefallen!“
„Sacramobil“ von Wolfgang Seipenbusch
am Alten Marktplatz, Sandstein, 2007.
Ein eingeparktes Auto mit zwiespältig-weiblicher Karosserie. Das Doppelgesicht wird gekrönt vom gestauchten Turmhelm der evangelischen Kirche. Dies ist der äußerliche Bezug zum Aufstellungsort. Daneben sei satirisch auf die zeitgenössische Verherrlichung des fahrbaren Untersatzes, unserer lieben Karre, hingewiesen.
Man darf die Figur auch als „kabarettistische“ Kulturkritik verstehen. Die Sphinx will gedeutet werden. Mögen sich viele Passanten ein schlichtes Vergnügen am launigen Einfall gönnen!
"Blickwinkel" von Bruno Weygand
an der Hauptstraße in Richtung Kerzenheimer Tor, Sandstein, Intarsien, 2007.
Die Steinbildhauerarbeit „Blickwinkel“ aus Sandstein mit Einlegern aus Granit, Marmor und Glas erfüllt zwei Funktionen:
Zum einen soll sie die Blickachsen zu zwei vorhandenen, markanten Architekturpunkten im alten Ortskern herstellen – dem Kerzenheimer Tor und dem Protestantischen Gemeindehaus mit dem dahinter liegenden Kirchturm – zum anderen stellt das „steinerne Auge“ selbst neue Blickkontakte her.
Vor allem macht es durch das eingesetzte Spiegelglas in der Granitpupille den Betrachter selbst zum Objekt der Betrachtung.
„Aufbruch“ von Uta Schade
hinter dem Haus Gylnheim, Sandstein, 2007.
Blickachsen sind für mich als Bildhauerin ähnlich wie ein zu bearbeitender Stein in seiner Außengestalt wahrnehmbar, also hier in Göllheim all die Straßen und Wege. Wenn man sie abläuft, finden sie sich an irgendeiner Stelle wieder, sind also ein geschlossener Kreislauf.
In meiner Skulptur sollen dies die Spitzbahnen symbolisieren, die sich in organischer Form um den ganzen Stein herum bewegen. Bewegung durch den Schwung der Linien. Durch die Bewegung ergeben sich neue Blickwinkel und damit ein „Durchblick“ im wahrsten Sinne des Wortes. Der Betrachter soll dadurch aufgefordert werden, sich in Momenten, in denen er nicht mehr weiter weiß, in Bewegung zu setzen – um die Dinge dann aus einem anderen Blickwinkel, einer anderen Blickachse heraus zu betrachten – um dann weitermachen zu können.
Die größte, hervorstehende, sich endlos um den Stein ziehende Linie, einem Rückgrat ähnlich, ist das Symbol dafür, dass es immer weitergeht und all dies formal oder emotional grundsätzlich von der eigenen Blickachse abhängt. All das ist ein Aufbrechen im positive Sinne, daher auch die Durchbrechung im Stein.
Nicht zuletzt habe ich mich für den Standort hinter dem Haus Gylnheim entschieden, weil dort die verschiedensten Blickachsen durch die Göllheimer selbst und den alten Ortskern aufeinandertreffen. Aufgrund der hohen Fensterfront im Haus Gylnheim ist es möglich, durch die Öffnung in der Skulptur hindurch zu schauen und sich sowohl innerlich als auch äußerlich mit dem Thema „Blickachsen“ auseinanderzusetzen.
„Gewächs“ von Stephan Voigtländer gegenüber dem Kerzenheimer Tor, Beton, 2007.
Scharfe kantige Forme begegnen weichen Formen. Technik treibt das Leben und Fragen warten auf Antworten.
Hoffnung auf eine scharfe Beobachtungsgabe kann ein Motor für diese Art der Arbeit sein.
"Ur-Bild-Pfad" von Tanja Lebski, hier "Die Spirale" gegenüber des Kerzenheimer Tores. 11 Mosaike, Feinsteinzeug und Glas, 2007.
Wie eine unterirdische Kraftlinie, die an manchen Stellen durch einen Mosaik-Pflasterstein sichtbar wird, zieht sich der Ur-Bild-Pfad an neun verschiedenen Stellen sichtbar durch Göllheim.
Beginnend und endend mit der Spirale, die hier als Ur-Muster zu verstehen ist, das auf die „alte (keltische) Zeit“ hindeutet, weist auch jeder andere Mosaik-Pflasterstein seine eigenständige Symbolik auf.
Horizontale Wege-Achse korrespondiert mit vertikaler Zeit-Achse. Zu jedem Stein gibt es einen „Parallel-Stein“, der, inhaltlich und formal, zwei Orte in energetische Wechselwirkung bringt. So entsteht ein Dialog zwischen Passant, Standort und benachbartem Kunstwerk. Die Mosaiksteine aus Feinsteinzeug und Glas wurden teilweise auf den Original-Pflastersteinen, teilweise auf gegossene Betonplatten gesetzt.
Über die Kunst laufen, darauf stehen, anfassen, selbst bei gebeugter Haltung der Kunst begegnen – Metamorphosen der alltäglichen Blickachse.
Fünfzehn weitere Kunstwerken im öffentlichen Raum des Ortes entstanden außerhalb von Symposien zu verschiedenen Anlässen.
"Krone" von Uli Lamp am Kreisel zur B47, Betonguss, 2001.
Die Skulptur bezieht sich auf die Schlacht am Hasenbühl 1298 zwischen Adolph von Nassau und Albrecht von Österreich. Sie reflektiert Auf- und Niedergang in historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen.
"Ritter" von Bruno Weygand am westlichen Ortseingang, Sandstein, 1984.
Ein Ortseingangsstein aus rotem Pfälzer Sandstein. Das Motiv - eine Ritter mit Schild und Lanze - bezieht sich auf das einstige Schlachtfeld am Hasenbühl im Jahre 1298, das nahe des Steins lag. Das Schild trägt das Göllheimer Ortswappen.
"Gänsehirt" von Theo Röhrig am Neuen Marktplatz, Bronze, 1986.
Jeden Morgen zog er durch die alten Göllheimer Gassen, sammelte von Tor zu Tor die bereits wartenden, laut schnatternden Gänse ein, um mit ihnen an die freigegebenen Äcker und die Weiher zu ziehen. Einer der Weiher befand sich im ehemaligen Brübel, dem jetzigen Neuen Marktplatz. Dort weideten 1970 noch Kühe und grünten Schrebergärten. So schnelllebig ist die Zeit! Am Abend fanden dann die satten Gänse auf dem Heimweg selbst ihr Tor wieder, lösten sich aus der kleiner werdenden Schar, um im sicheren Stall auf den Ausflug am nächsten Morgen zu warten.
"Theater"(Detail) von Detlof von Borries, Acryl, gesprüht, 1992, in der Verbandsgemeinde-Verwaltung.
Ausgehend von Aristoteles: "Die Welt ist eine Bühne und wir sind die Schauspieler..." deuten beide Bilder eine Bühne an, die sich zum Hintergrund hin verjüngt. Die Schauspieler sind in Anspielung auf die Funktion des Verbandsgemeinde-Rathauses hier die Gemeinden selbst. Sie treten Stellvertretend mit ihren Wappensymbolen auf die Bühne, um hier im "Großen Welttheater" ihre Rollen zu spielen.
"Freiheit" von Grzegorz Szewczyk, Linde, 1998, in der Verbandsgemeinde-Verwaltung.
"Weitblick" von Uli Lamp; Installation, Linde, 1992, in der Verbandsgemeinde-Verwaltung
Die Arbeit im ersten Obergeschoss der Verbandsgemeindeverwaltung ist aus dem Gedanken entstanden, den langen Gang optisch zu verkürzen. Durch Raumkoordinaten ist ein Raum im Raum entstanden, der eine Wohnzimmeratmosphäre widerspiegelt, ein Fenster mit schwerem Vorhang, das Bild an der Wand und der (im Bild nicht sichtbare) angeschnittene Stuhl. Das Fenster zeigt eine Zeichnung, die den Ausblick auf Göllheim wiedergibt – wenn denn ein Fenster an dieser Stelle wäre – nur die Kirchtürme sind vertauscht. Die Irritation ist eine künstlerische Idee – die Irritation, die den Alltag hinterfragt und ihn neu erleben lässt.
"Aufbruch" von Uli Lamp, Relief, Sandstein, Eiche, 1992, in der Verbandsgemeinde-Verwaltung.
Das Relief aus Sandstein und Eiche spielt mit der Idee des Aufbruchs im weitesten Sinne. Aus dem harten Stein wachsen Elemente aus Holz, erzählen Zusammenhänge und Geschichten der Verbandsgemeinde Göllheim.
"Mauer der Begegnungen" von Uli Lamp, Sandstein, 1997, im Garten der Begegnungen
Der Begriff "Mauer" steht oft für Trennung, Ausgrenzung, Isolation. Dass aber auch das Gegenteil der Fall sein kann, belegt die „Mauer der Begegnungen“. Sie wurde 1997 von Uli Lamp geschaffen, einem in Weitersweiler lebenden Bildhauer und Zeichner, der sein Werk so schildert: „Begegnungen sind hier facettenreich, spielerisch, humorvoll, nicht aber belehrend gemeint. So begegnen sich gleich am Eingang eine chinesische Maske als Parkwächter und ein gotischer Wasserspeier. Fenstergewände der ehemaligen Göllheimer Synagoge stehen im Dialog mit Kapitellen, Türstürzen und -pfosten aus alten Bürger- und Handwerkerhäusern. Eine ägyptische Sphynx, deren freundliches, gutmütiges Gesicht eher einer pfälzer Bauersfrau ähnelt, plaudert mit einem keltischen Widder, als gäbe es weder Zeit – noch Sprachbarrieren“. Einen besonderen Akzent gewinnt die Mauer dadurch, dass darin auch Stücke aus den drei Partnergemeinden Göllheims „verbaut“ sind: aus dem französischen La Clayette, dem italienischen Marano Equo und dem polnischen Kozienice.
"Nachtwächter" von Theo Röhrig, Bronze, 1988, am Kerzenheimer Tor.
Das Nachtwächteramt war bis 1933 ein Gemeindedienst. Im 18. Jahrhundert wurden jährlich zwei Männer zur Nachtwache bestimmt. Jahrhundertelang zog der Nachtwächter zur nächtlichen Stunde durch die Gassen, putze die gläsernen Lampen und entzündete bis 1915 das schwache, rußende Petroleumlicht. Danach erleichterte im die Elektrifizierung seinen verantwortungsvollen Dienst. Sorgsam achtete er auf Brandgefahren in Haus und Hof und auf Lärm in den Straßen. Bis der Morgen graute, wanderte er mit seinem treuen Hund auf seinen Rundgängen von Stechuhr zu Stechuhr- ein treuer Hüter des Dorfes!
"Altant" von Uli Lamp am Haus Gylnheim, Sandstein, 2003
Der Atlant am Haus Gylnheim stellt den Franken Gilo dar. Ihm wird, laut urkundlicher Erwähnung, (Heim des Gilo /Gylnheim / Göllheim) die Gründung Göllheims zugeschreiben. Er übernimmt die stützende Funktion des großen Torbogens und somit auch symbolisch Verantwortung für den Eingang Göllheims in die Geschichte.
"Wandmalerei" von Detlof von Borries im Haus Gylnheim, Öl, Acryl, Materialien auf Holz, 2003
In das Haus Gylnheim führt ein historischer Weg aus dem neuzeitlichen Göllheim über verschiedene historische Relikte in die Zeit der Entstehung der Gemeinde. Der Besucher kommt gleichsam mit der von der Decke hängenden Zeitmaschine von Uli Lamp in das alte Gylnheim an der Wand geflogen.
Die reliefartige Collage stellt einen „Stadtplan“ nach einer historischen Vorlage Gylnheims aus dem 16. Jahrhundert dar. Die Häuser, Wege, Wasser, Mauer entsprechen den historischen Maßstäben. Noch immer lässt sich der Dorfkern in seiner heutigen Struktur wiederfinden, wenn man die Tore als Ausgangspunkt nimmt. Einige geheimnissvolle Orte im Außenbereich wurden hinzugedacht, wie der Brunnen, in dem ein Goldschatz auf seine Wiederentdeckung wartet.
Zugleich löst sich das Wandbild von seiner historischen Vorlage und könnte auch als abstrakte Komposition aus Farben und Formen bestehen. Die Farbverläufe symbolisieren zugleich den Rückblick aus der lebenden bunten Gegenwart in die verblassende farbreduzierte Vergangenheit.
Es wird nicht der Versuch gemacht zu „historisieren“, sondern es wird mit zeitgenössischen Ausdrucksmitteln auf die historische Vergangenheit Göllheims hingewiesen.
"Flugobjekt" von Uli Lamp im Haus Gylnheim, Linde und Kupfer, 2003
Dieses Flugobjekt im Foyer des Haus Gylnheim ist im Zusammenhang mit anderen Kunstwerken in und um das Haus zu verstehen.
Einige beschäftigen sich mit der Geschichte Göllheims, sei es das Bild vom Grundriss des alten Ortskerns, der Römersarg, der Gänsehirt, die Skulptur des Gilo und manch andere.
Was liegt also näher, als sich in eine Zeitmaschine zu setzen und in einer „Traumreise“ durch die Jahrhunderte zu segeln.
"Gemeindediener" von Theo Röhrig am Alten Rathaus, Bronze, 1987
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts schellte der Polizei- und Gemeindediener mit laut klingender Glocke die amtlichen Neuigkeiten aus, brachte sie zu Gehör. Er kündigte an, wenn das Wasser oder der Strom abgestellt wurden, welche Straße gesperrt war, rief – mal laut, mal stotternd – aus, was verlorengegangen oder gefunden worden war und sorgte für die Einhaltung der öffentlichen Ordnung im Dorf.
Besondere Vorkommnisse hatte er sofort dem Bürgermeister zu melden – fehlt er uns heute manchmal nicht auch?
"Pfarrgemeinde" von Michael Lauter an der Steigstraße am Nepomukpark, vier Reliefs, Betonguss durch die Firma Dyckerhoff, 1979
Die vier Betonreliefs sollen symbolisch die Pfarrgemeinde darstellen: Das Quadrat ist der festgefügte Lebensraum, der Kreis das Symbol der Zusammengehörigkeit, das Kreuz, das Lebensraum und Gemeinschaft durchdringt; die glatten Felder stellen die noch zu erbringenden Tätigkeiten der Pfarrgemeinde, die behauenen Teile die schon gesetzten großen und kleinen Aktivitäten dar.
"St. Nepomuk-Statue" von Michael Behlen am Fußweg zur Katholischen Kirche